Ein kleiner Reisebericht zu Schweden im Sommer 2021

Ich fahre bereits seit etlichen Jahren gern und einigermaßen regelmäßig nach Schweden. Im letzten Sommer (2020) musste ich meinen geplanten Sommerurlaub dort allerdings absagen, da das RKI Schweden zu diesem Zeitpunkt (ungerechtfertigterweise) als Risikogebiet eingestuft hatte und somit eine Quarantäne obligatorisch gewesen wäre. In diesem Sommer aber lief alles reibungslos.

Während ich mit der Fähre von Deutschland direkt nach Trelleborg übersetzte, fuhr ein befreundetes Paar über den Landweg – und somit über die deutsch-dänische und anschließend über die dänisch-schwedische Grenze. Ohne Probleme.

In Schweden selbst ist das Leben weitgehend normal. Was allerdings bemerkenswert ist, dass die Schweden selbst Urlaub im eigenen Land planten. Alles andere wäre ja auch verrückt… wozu sollte man seine Freiheit derart kasteien?

Also waren die typischen schwedischen Anlaufpunkte auch entsprechend voll. Sowohl die größeren Städte mit ihren Einkaufsmöglichkeiten, die Restaurants (auch in den kleineren Ortschaften) und auch besonders auffällig: die Bade- und Campingplätze. Die waren sowohl von deutschen Urlaubern, aber auch zu einem größeren Anteil als sonst von Schweden belegt. Eine sicherlich gute Sache.

Gespräche mit den Ortsansässigen zeigten bei denen einen hohe Zufriedenheit, wenig Angst und psychische Normalstimmung. Sogar ein Handschlag ist hier noch die übliche Begrüßung gewesen (kaum vorstellbar in Deutschland). Auch die Maskenfreiheit sticht an jedem Ort des öffentlichen Lebens ins Auge. Man sieht keine Ninjas, sondern Gesichter. Ein insgesamt schönes Erlebnis für jeden.

Das Einkaufen ist absolut stressfrei und überhaupt erinnern alle Ausflüge und menschliches Zusammenkommen an eine Zeitreise in Zustände von vor zwei Jahren. Selbst beim Elchpark, wo es darum geht, einen Elchkuss zu ergattern, ist man von Seiten der Veranstalter sehr entspannt – benennt zwar einige Regeln bezüglich Corona, aber geht damit sehr verantwortungsbewusst um. Und das obwohl die Elche sicherlich jeden Tag mehrere hundert Menschen küssen (bestimmt benutzen die Mundwasser ;-).
Auffällig ist die immer weiter fortschreitende bargeldlose Bezahlung auch im kleinsten Einzelhandel: Wer denkt, er könne sein Eis in der Fußgängerzone bar bezahlen, wird auch gern mal eines Besseren belehrt – auch hier greift selbst bei Kleinstbeträgen die Kartenzahlung. Die meisten Eintritte sind ebenfalls nicht mehr möglich bar zu bezahlen. Also: eine Kreditkarte mitnehmen! Die wird gebraucht werden!

Überhaupt ist die Eigenverantwortlichkeit ein großer Pluspunkt, den man in jedem Bereich bemerkt. Staatliche Gängelung existiert nicht und soziales Zusammentreffen ist weitestgehend unreglementiert. Einzig erinnern Plexiglasscheiben bei den Kassen daran, dass da ja noch was ist… oder war?!

Aussagen dahingehend, dass Schweden unverantwortlich mit der aktuellen Situation umgehen würde, kann ich an dieser Stelle negieren. Eher scheint es sehr verantwortlich seinen Bürgern gegenüber zu agieren und Verantwortung in die Hände der Bevölkerung zu überlassen.

Die Heimreise erinnert an einen Kulturschock. Schon auf der Fähre zurück werden die Masken wieder Alltag, Leute sind weniger entspannt und spätestens ab der Sekunde des Anlegens ist man wieder in den Restriktionen Deutschlands eingebunden.

Zur Diskussion bleibt:

Warum sollte man auf einen Maskenzwang setzen, wenn es in Schweden doch mit Eigenverantwortung klappt? Wieso lassen wir die Kinder, die nachweislich nicht zum Infektionsgeschehen im erhöhten Maße beitragen nicht störungsfrei die Schulen besuchen? Weshalb wird in unserem Land eine Spaltung herbeigeführt, die in Schweden nicht spürbar wird? Warum machen Menschen in Schweden freiwillig Urlaub im eigenen Land – und nicht, weil man bei der Heimkehr sonst Schwierigkeiten zu erwarten hätte.

Das großstädtische Schweden in Malmö, Götebord oder Stockholm habe ich nicht gesehen – ich weiß nicht, inwieweit sich die Zustände dort von meinen Erlebnissen unterscheiden. Aber der Kontrast zum Leben in Deutschland in jedem Bereich deutlich spürbar und stets (wie bereits bekannt) freundlich und interessiert.

Allen Schwedenfreunden: Da ist die Welt noch weitestgehend in Ordnung.

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